„New Work“ ist in aller Munde. Aber welche Strategie ist am besten, um die Vorteile vieler Konzepte möglichst einheitlich zu bündeln?

„Wir wollen unsere verschiedenen Bemühungen um ‚New Work‘ in unserer Firma zu einer einheitlichen Strategie zusammenführen. Auf welche Aspekte sollten wir dabei besonders Wert legen?“

Dr. Matthias Walter, Geschäftsführer der Unternehmensberatung Blue Advisory GmbH und Experte für Prozesse im HR-Umfeld, gibt eine Einschätzung ab:

Unsere Arbeitswelt befindet sich im steten Wandel. Nicht zuletzt durch die fortschreitende Digitalisierung und die Corona-Pandemie finden immer neue und digitale Arbeitsformen Einzug in unseren bisherigen Arbeitsalltag. Mit dem Ziel die Arbeitswelt weiterzuentwickeln und positive Arbeitskulturen zu etablieren, bildet die Bewegung um die sog. „New Work“ ein großes Spektrum an Ideen und Möglichkeiten ab. Um die neuen Formen der Zusammenarbeit in vollem Umfang auszuschöpfen, werden dazu jedoch auch die notwendigen IT-Systeme und Anwendungen sowie Fähigkeiten und Methoden vorausgesetzt. Dies führt dazu, dass innovative Arbeitsformen entstehen und im Unternehmensumfeld etabliert werden. Darunter fallen beispielsweise gängige Formen wie das Homeoffice, aber auch Modelle wie „Work-Life-Blending“ oder die „4-Tage-Woche“.

Unter dem Begriff „New Leadership“ verbirgt sich wiederum die Vorstellung, dass sich Führungskräfte nicht mehr nur als Weisungs- und Kontrollinstanz verstehen, sondern in der Rolle als „Coach“ oder Moderator die Entwicklung ihrer Mitarbeiter begleiten, Verantwortung teilen und eine Form der offenen Kommunikation etablieren. „New Work“ umfasst somit alle Unternehmensbereiche gleichermaßen. Infolgedessen müssen aber auch bisherige Führungs- und Kommunikationskulturen sowie etablierte Prozesse und Strukturen überdacht werden.

Doch welche Vor- und Nachteile bringen innovative Arbeitsformen mit sich, wie behält man den Überblick bei einer solchen Vielzahl an Ideen und Maßnahmen und wie lassen sich diese strukturiert und nachhaltig mit der eigenen Unternehmensphilosophie vereinen?

„New Work“ als Chance für Arbeitnehmer und Unternehmen

Einerseits waren Unternehmen durch den Druck der Pandemie gezwungen, die notwendigen Strukturen für Homeoffice und so kurzfristig Formen der „New Work“ im Arbeitsalltag zu etablieren. Dadurch entstehen auch grundlegend neue Anforderungen an das eigene Wissens- und Informationsmanagement, da Daten nun auch rund um die Uhr verfügbar sein oder geteilt werden müssen.

Andererseits sollten auch die generellen Vor- und Nachteile neuer Konzepte berücksichtigt werden. Während durch Homeoffice oder Remote Work vor allem unnötige Pendelzeiten wegfallen und das selbständigere und freie Arbeiten gefördert wird, verlangen solche Formen jedoch auch ein sehr gutes Zeit- und Selbstmanagement sowie Maßnahmen zum Erhalt des Datenschutzes. Darüber hinaus erfordert „New Work“ mehr Flexibilität und Eigenverantwortung. Das passt nicht zu jeder Unternehmensstruktur und einige Arbeitnehmer werden sich gerne weiterhin für Formen der „Old Work“ entscheiden. Hier ist es somit essenziell, verschiedene Sichtweisen zu berücksichtigen und den Weg einzuschlagen, der am besten zu Ihrem Team und Unternehmen passt.

Mut für Veränderung

Um keine zu schnelle und unstrukturierte Umsetzung von Maßnahmen zu riskieren, kann ich nur empfehlen, sich mit den Chancen, aber auch den möglichen „Nebenwirkungen“ frühzeitig und transparent vertraut zu machen. Möchten Sie hierbei mehrere Initiativen gleichzeitig berücksichtigen, bietet es sich an, diese in einer einheitlichen Strategie zusammenzuführen.

Unter Einbezug unterschiedlichster Sichtweisen mithilfe interdisziplinärer Projektteams (zum Beispiel bestehend aus Vertretern der IT, HR, Arbeitnehmern, Management, etc.) behalten Sie stets den Überblick über Ihre Maßnahmen und den Einklang mit Ihrer Unternehmensstrategie im Auge. Darüber hinaus sollten Sie eine Vernetzung der wesentlichen Bereiche betrachten: Für die richtige technische Ausstattung ist vor allem eine stabile IT-Infrastruktur als Fundament von großer Bedeutung. Das legt die Voraussetzung für strukturelle Erweiterungen, die Sie schrittweise an die wachsenden Bedürfnisse und sich ändernden Anforderungen anpassen können.

Zusätzlich sollten Sie Ihre Prozesse weitestgehend in Ihre „digitale Umgebung“ integrieren. Das ermöglicht eine agile und flexible Zusammenarbeit und eine übergreifende Kommunikation. Abschließend ist eine moderne Führungsstruktur und -kultur relevant. Diese unterstützen Sie bereits im Change-Prozess und helfen dabei, den positiven Austausch und gleichzeitig die anstehenden Maßnahmen zu begleiten.

Vor allem aber brauchen Sie eines, den Mut, sich von etablierten Strukturen zu lösen und sich neuen Herausforderungen und Möglichkeiten in Ihrem Unternehmensumfeld zu stellen. Für die Umsetzung unkonventioneller Ideen gibt es erstmal keinen „Lehrbuchansatz“, aber genau das wird der Grund sein, warum uns „New Work“ auch in Zukunft mit innovativen Konzepten bereichern wird. Denn: „die Branche“ oder „das Unternehmen“, in denen nicht zumindest einzelne Aspekte von „New Work“ Anwendung finden können, gibt es nicht.

Quelle: https://www.b4bschwaben.de/