„Immer wieder mal hören wir vom Konzept des ‚internen Beraters‘. Was genau versteht man darunter, wie installiert man diese in der Organisation und macht das Konzept für mich Sinn?“

Dr. Matthias Walter, Geschäftsführer der Augsburger Unternehmensberatung Blue Advisory GmbH, gibt eine Einschätzung ab:

Im Prinzip ist ein interner Berater nichts anderes als ein externer Berater. Sie setzen ihn oder sie zum Beispiel ein, um Prozesse in Ihrem Unternehmen analysieren zu lassen, Geschäftsmodelle zu entwickeln oder Projekte zu steuern. Der größte Unterschied dürfte sein: der interne Berater ist bei Ihnen im Unternehmen (bzw. in der Unternehmensgruppe – dazu nachher mehr) angestellt und damit in der Regel günstiger als ein externer Unternehmensberater. Statt Tagessätzen zahlen Sie am Ende des Tages (ungeachtet möglicher innerbetrieblicher Verrechnungen der Tätigkeit) „nur“ das Gehalt. Zudem haben Sie vermeintlich besseren „Zugriff“ auf den internen Berater und „teilen“ ihn / sie sich statt mit anderen Unternehmen nur mit anderen Unternehmensbereichen.

Welchen Nachteil haben „interne Berater“ 

Womit wir auch schon bei den potenziellen Nachteilen wären: ein Grund für den Einsatz eines Beraters ist der „Blick von außen“ und die Einbringung von Erfahrungen und Erkenntnissen aus anderen Unternehmen – etwas, was wir in unserer täglichen Arbeit als äußerst wertvoll erachten und was bei einem rein internen Berater nicht gegeben ist. Ob das dafür ggf. vorhandene tiefere Verständnis der eigenen Organisation diesen Nachteil aufwiegt (zum Beispiel durch schnellere Projektanlaufzeiten), mag vom Einzelfall abhängen.

Eine pauschale Empfehlung, ob interne Berater vorteilhafter sind als externe Berater, kann nicht gegeben werden. In der Tendenz kann man jedoch festhalten, dass vor allem bei großen Unternehmen und Konzernen mit einem weitreichenden Projektportfolio der teilweise Einsatz interner Berater von Vorteil sein kann. Bei eher überschaubareren Projektportfolios und / oder im klassischen Mittelstand kann der Aufbau interner Berater zwar auch zielführend sein, jedoch verwässert die Beratertätigkeit hier schneller in Richtung der Wahrnehmung einer klassischen Linientätigkeit: Man hat häufig mit denselben Personen zu tun und die Neutralität und Objektivität, welche die Arbeit eines Beraters mitunter definiert, ist schneller abgenutzt. Dies kommt insbesondere bei unpopulären Entscheidungen oder Empfehlungen, die zum Berateralltag ebenfalls dazugehören, zum Tragen.

Wenn Aufbau interner Berater – dann separat!

Sollten Sie sich für den Aufbau interner Berater entscheiden, so empfehle ich Ihnen jedoch eine klare Trennung von operativem Geschäft und Projektgeschäft. Dies gelingt beispielsweise durch den Aufbau der internen Berater in einer Stabstelle oder in einer separaten Serviceeinheit, bspw. in einem Tochterunternehmen, dass auf die Beratung und Projektsteuerung in der Unternehmensgruppe ausgelegt ist. Damit werden sie quasi zu „internen Externen“ und legen vielleicht sogar den Grundstein für eine erfolgreiche Ausgründung und Entwicklung Ihres internen Beratungsgeschäfts zu externen Beratern mit Drittkundengeschäft – Sie wären damit nicht die ersten.